Der Rollenkavalier (German Edition) by Ulla B. Müller

Der Rollenkavalier (German Edition) by Ulla B. Müller

Autor:Ulla B. Müller [Müller, Ulla B.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-28T16:00:00+00:00


Kapitel 25

Armins Zustand besserte sich erst, als er am weit geöffneten Schlafzimmerfenster, das nach hinten zum Garten ging, tief durchatmete. Rosalie wäre jetzt gut und ihre warme Hand auf seiner. Mit einem Mal sah er sich mit ihr im Arm tanzend über die Wiese schweben, nach einer hinreißenden Swing-Melodie. Und sie lächelte bezaubernd.

Kurt war tot. Daran konnte er nichts mehr ändern. Aber an einer anderen Sache konnte er vielleicht noch etwas retten. Armin ging zurück zum Wohnzimmertisch und wählte Rosalies Nummer.

Nach kurzem Klingeln hörte er ihre vertraute Stimme. „Oh, Armin, schön dass du dich meldest. Ich muss dir nämlich etwas erzählen. Aber sag du erst.“

Armin spürte schon bei den ersten Worten, wie unsagbar schwer das Ganze werden würde. Mit allem könnte sie fertig werden, aber sicher nicht mit der Erkenntnis, dass er nichts, aber auch gar nichts mit dem Idealbild gemein hatte, dass er über die vergangenen zwei Wochen geschaffen hatte. „Rosalie, ich wollte dich fragen, ob wir uns heute Nachmittag im Café sehen können.“

Für einen kurzen Moment war es still im Hörer. „Aber das hatten wir doch sowieso schon geplant, gestern im Schwimmbad. Erinnerst du dich nicht?“

„Ja, doch. Ich wollte mich nur noch mal vergewissern. Bleibt es denn bei halb vier?“, fragte Armin.

„Natürlich. Wir haben uns doch immer zu der Zeit getroffen, oder kannst du dann nicht?“

„Doch, doch, schon. Ich wusste nur nicht, weil es doch ziemlich wolkig ist“, stammelte er hilflos.

„Ach, das wird schon wieder. Von ein paar Wolken lassen wir uns doch nicht einschüchtern, oder?“

„Ist ja sowieso bald vorbei.“

„Wie meinst du das?“ Rosalies Stimme klang plötzlich ganz heiser. „Armin, ist etwas mit dir? Musst du schon eher ins Krankenhaus?“

„Nein, ich meine, bald kommt der Herbst. Dann ist es vorbei mit dem Draußensitzen im Café.“

Rosalies Stimme hörte sich erleichtert an. „Ach so. Zur Not geht es ja auch drinnen. Also dann. Ich freu mich auf heute Nachmittag.“

Armin bedankte sich für das Gespräch und legte auf. Von Freude war bei ihm keine Spur. Er sah auf seine Uhr. Bis zu seinem Treffen mit Rosalie waren es noch vier Stunden. In fünf Stunden hatte er es vielleicht schon hinter sich.

Plötzlich klingelte das Telefon erneut.

„Ach, Armin, ich bin’s noch mal, Rosalie. Ich wollte dir nur noch sagen, dass ich gestern bei der Tanzgruppe war. Ich hab ihnen von dir erzählt. Sie sind ganz begeistert und wollen dich unbedingt kennenlernen. Die nächste Tanzstunde ist übrigens schon am Freitag um sieben. Du kannst dir ja schon mal überlegen, ob wir mit deinem oder meinem Auto fahren sollen“, schlug Rosalie aufgeregt vor und verabschiedete sich dann noch kurz mit einem „Bis nachher“.

„Das hört sich ja gut an“, antwortete er gespielt begeistert. Doch seine Gedanken waren schon einen ganzen Schritt weiter. Sie bereiteten seinen Auftritt im Stadtcafé vor. Ganz ruhig und sachlich wollte er Rosalie an diesem Nachmittag mit der Tatsache vertraut machen, dass er niemals im Rollstuhl sitzend Cha-Cha-Cha, Rumba oder irgendetwas anderes tanzen werde. Auch nicht mit einer so hübschen Partnerin im Arm.



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